Freitag, 14. August 2009

bis zum Bauch im Wasser

Also eine weitere Woche ist rum, diese hat im Grunde sehr viel spass gemacht.

Die Woche fing natürlich sehr gut an, nämlich mit ner ausgelaufenen Fanta in der Tasche, schön über alle frisch gewaschen Klamotten, naja musste ja passieren...


Montags morgens um 5:30 Uhr wurden wir geweckt und auf dem Plan stand etwas Individualsport. Das war jetzt auch das erste mal das ich dort mitkommen konnte, weil ich keinen Status hatte. Der Knöchel war zwar immer noch nicht 100% fit, aber übers Wochenende ist es etwas besser geworden. So, nun liefen wir also alle in unseren sexy blauen Deutschland-Sportanzügen quer durch die Stadt zum Sportplatz. Ich weiß nicht ob ich es schon erwähnt habe, aber die Kaserne besitzt momentan keine Sporthalle, es wird eine neue gebaut und die alte darf man wegen "Einsturzgefahr" nicht betreten. Wie dem auch sei, wir gingen also ca. 1,5km zum Sportplatz, dort konnte man dann Fußball, Basketball, Volleyball spielen oder joggen gehen. Ich hab mich natürlich für das beste von allem entschieden und nach 2 mal ca. 6 Runden laufen bin ich dann Fußball gucken gegangen. Kurz drauf sind wir auch schon wieder zurück zur Kaserne uns duschen gegangen. Als nächstes hatten wir ich nenne es mal "Orientierungsunterricht" und zwar haben wir gelernt, wie man Karten liest (gut das kann jeder), wie man Karten mithilfe eines Kompass einnordet bzw. allgemein mit Kompass und Karte arbeitet und Skizzen von Karten zeichnet. Jetzt wurden wir in kleine 5er Gruppen aufgeteilt und sollten hinter unserer Kompanie 10 UTM Koordinaten auf einer Karte markieren und eine Skizze von einem Weg anfertigen. Da viele Skizzen halt noch schlecht waren, hatten wir dann also Aufgabe bis zum nächsten Tag 3 weitere Skizzen von bestimmten Orten anzufertigen. Danach haben wir unsere Waffen geholt und sind mit unseren Standardgruppen (das habe ich ziemlich am Anfang vom Blog mal geschrieben, ich bin Grp 6) in den Wald. Dort haben wir uns dann auch geschminkt und haben noch etwas Gruppenkoordination geübt, also Sprünge (das sind schnelle Überwindungen von z.B. Straßen), dann das gehen in Schützenreihe und Schützenrudel und allg. wie man sich am besten im Wald bewegt. Das ganze hat auf jedenfall wieder spass gemacht, weil mein Oberfeldwebel Gruppenführer ziemlich cool ist. Damit war auch schon der Montag rum.

Am Dienstag mussten wir dann die 3 Skizzen abgeben. Außerdem haben wir gesagt bekommen, was am nächsten Tag auf uns zu kommt. Nämlich das wir mitten im Wald ausgesetzt werden und den Weg über Checkpoints zurückfinden müssen. Dann mussten wir noch Referate machen, d.h. es wurden wichtige Zeitungsthemen herausgesucht. Wie Bombenanschläge der ETA auf Mallorca, Schweinegrippe, Sport etc. und wir sollten uns aufteilen und den anderen jeweils davon berichten. Ich hatte Sport als Thema und habe mich um die Leichtathletik WM die morgen in Berlin startet gekümmert. Nachmittags mussten wir dann auf dem Appellplatz antreten, dort wurde ein Team geehrt, dass von unserer Kaserne zu einem Bundeswehr Wettkampf geschickt wurde. Diese hatten dort den 2. Platz belegt, vor Ihnen war halt nur noch eine Gruppe, die quasi nur darauf wartet ins Ausland zu kommen und dementsprechend auch die fittesten sind. Darauf folgte dann ein 3 faches "Hiphip Hurra" (man muss sagen, wenn knapp 600 Leute Hurra brüllen, hört man das schon sehr gut). Als das dann auch abgeschlossen war, mussten wir noch mit vollem Gepäck 2 Runden um den Appellplatz gehen und unsere Schritte zählen. Sodass wir wissen wie viel Zentimeter man pro Schritt zurücklegt. Dies sollte am nächsten Tag noch wichtig werden.


Jetzt kam der Höhepunkt der Woche, der Mittwoch. Wir wurden normal geweckt und sind normal zum Frühstück gegangen, dort sollten wir dann noch ein Lunchpaket packen, da wir über Mittag nicht zurück kommen werden. Danach haben wir unsere Koppel und unseren Rucksack gepackt und ein zweites Paar Stiefel sollten wir mitnehmen, in der Postingüberschrift kann man vlt erkennen warum :). Allerdings glaube ich mittlerweile eher an 20-25kg Gewicht bei den ganzen Sachen. Gut, alles gepackt und verpackt sind wir mit dem Bus ca. 5km weit weg gefahren. Dort sollten wir uns in 5er Gruppen aufteilen und sind nach von der ersten Station gestartet, die 1. und 2. Gruppe bestand allerdings aus 6 Leuten.

Diese war direkt am Startpunkt, hier haben wir nämlich erstmal Kompanten und Karten bekommen und sollten unseren Standpunkt bestimmen und mit Hilfe von UTM Koordinaten die 2. Station auf der Karte finden und einen Weg dahin suchen. Da ich in der 1. Gruppe war konnten wir also direkt los. Man darf nicht vergessen, es gab immerhin 10 Grp und so durfte die letzte Gruppe mal ganz entspannt knapp 2 Stunden warten bis sie loslaufen konnten. Nunja es ging ca. 1km an einer Straße entlang und 500 Meter über einen Waldweg weiter. Dort stand dann auch schon der Obergefreite der die 2. Station darstellte. Hier sollten wir Zelte bauen, 2 Zweimannzelte und 1 Schrägdach. Dies taten wir dann auch und wir bekamen die Karte abgenommen und eine Kompasszahl um die nächste Station zu finden. Kompasszahlen gibt es von 1-64 und markieren Himmelsrichtung dementsprechend ist die 16 Osten, 32 Süden, 48 Westen und 64 Norden. Wir bekamen die 51 als Kompasszahl und sollten dieser Zahl 700 Meter lang quer durch Wald und Wiese, die so aussahen als ob schon seit 2 Jahren keiner mehr lang gegangen war, also alles überwuchert, folgen. Also nachdem einer die Schritt zählte und ein anderer navigierte kamen wir dann auch fast an. Wir wären eigentlich 50 Meter vorbei gelaufen, allerdings war das Ziel ein großes Wasserwerk am Waldende und wenn der Obergefreite sagt "Sie werden es kaum verfehlen", dann konnte man sich schon denken, dass es dort sein musste. Also gut in der Zeit an der zweiten Station angekommen hatten wir dort als Aufgabe mittels UTM Koordinaten die 3. Station zu ermitteln, in 5 Minuten eine Skizze anzufertigen und uns nur mithilfe dieser zu orientieren. Da das nächste Stück aber so aussah, dass man die Straße am Wasserwerk etwa 100 Meter runter gehen und dann dem Weg bis zum See und den See in Richtung Süden folgen musste, war das ganze also nicht wirklich schwer. Nach gut 1,5-2 km und einer kurzen Raucherpause waren wir an der 3. Station angekommen. Hier wurden unsere Funkerfähigkeiten getestet. Nun bekamen wir mal wieder Koordinaten und es ging weiter. Der Weg führte uns wieder am See entlang diesesmal aber in Richtung Norden, also ein Stück des Weges von Station 2 zu 3 zurück und dann einmal durch Spitzmühle um den See herum und dann wieder in den Süden auf der anderen Seite des Sees. Hier stand der Unteroffizier vorm Wasser und sagte zu uns "hier endet erstmal der Landweg". Also unsere Aufgabe war folgende, wir mussten unsere Zeltplane rausholen und ausbreiten, dann ein paar Äste holen und diese darauf legen, nun den Rucksack, Helm und Koppel wiederrum auf die Äste und einen Beutel daraus basteln. Am Ende noch alle Gegenstände aus den Hosentaschen in die Brusttaschen und los ging es. Wir sollten am Ufer entlang durchs Wasser warten, allerdings wollte er uns mindestens bis zum Bauch im Wasser sehen. Ich muss sagen, diese Station war einfach die Beste von allen, 1. das Wasser kühlte ein bisschen ab, dann ging man ganz gemütlich und das wichtigste, endlich mal keine 20-25kg auf dem Rücken, denn der Beutel schwamm von alleine, man konnte sich sogar leicht drauf abstützen. Nach etwa 100-200 Meter (echt schwierig einzuschätzen) kamen wir dann an einem kleinen 20Meter Strand raus und sollten uns jetzt umziehen, denn es ging weiter. Nachdem die nassen Sachen durch trockene ersetzt wurden, jedenfalls bei fast allen, bei einem war der Beutel gerissen und er durfte die letzten 7-8km in nassen Sachen laufen, kam der Schreck. Wir sammelten uns um die neuen Koordinaten zu erfahren und dann hieß es. "Das Problem bei der nächsten Übung ist, auf dem weg ist abgestorbener Wald und wir wissen nicht warum, d.h. ABC-Masken und ABC-Overgamen (Schutzbekleidung besteht, aus Gummihandschuhen, Überschuhen, dicker Stoffhose und Pulli) müssen angelegt werden. Auf der Karte lies sich erkennen, dass der Weg ca. 2km bis zur nächsten Station war und naja ich sag mal ich bin froh, dass ich in der 1. Gruppe war, denn die Leute danach haben richtig schön durchgeschwitzte Overgamen anziehen dürfen. Jedenfalls kann man durch die ABC Makse auch nicht gut atmen. Naja kurz gesagt, die Strecke war ziemlich ätzend. So leider haben wir den Wald nicht gefunden wo wir was suchen sollten und sind so zur nächsten Station gegangen. Dort mussten wir die "kontaminierte" Kleidung Ordnungsgemäß ablegen und plötzliche kamen 2 Ausbilder freudestrahlend mit einer Trage auf uns zu. Denn die nächste Aufgabe war übertrieben hart. 2km lang einen verletzten auf der Trage tragen. Naja nach etwa 10-15 30sek-Pausen auf 2 km kamen wir dann auch an, da unser "Opfer" auf dem Weg nämlich wirklich fast zusammen gebrochen ist und zufällig eine "Ausbilderstreife" vorbei kam, ist er dort eingestiegen und wir mussten nur noch seinen Rucksack und Koppel tragen. Allerdings war selbst das nach den ganzen Km mit Gepäck schon ordentlich Kräfteraubend. Die nächste und vorletzte Station war es einen kleinen Bach zu überqueren, der allerdings an den Ufern mit Minen geschützt war, diese waren zufällig über Kreuz angeordnet, d.h. man musste an der einen Seite der Straße den Abhang zum Bach runter, unter der Brücke, die ca. 1,3 Meter hoch war, von der Straße her und an der anderen Seite dann wieder den Abhang hoch. Jetzt bekamen wir noch die letzte Station gesagt. Diese lautetet Golf Echo Zulu India (also Gezi bzw. Geschäftszimmer), das ist so ne Art Sekretariat in unserer Kompanie. Nun wussten wir, das wir es fast geschafft hatten und nach einer kurzen Pause, denn seit der 5 Minuten Raucherpause nach der 2. Station hatten wir keine wirkliche mehr gemacht sind wir dann die letzten 3km durch Straußberg zur Kaserne. Den Abend haben wir dann noch im Mannschaftheim ausklingen lassen, an dem zufällig die Party mit Gogo-Tänzerinnen war, wobei ich mir da bisschen mehr versprochen hab, aber Hauptsache man hatte noch ein bisschen spass.

Jetzt kam nur noch der Donnerstag, da wir ja wegen "Überstunden" den Freitag frei bekommen haben. Dieser war sehr entspannt, ein bisschen Frühsport auf dem Gang, danach etwas theoretische Kampfmittelkunde. Kampfmittel sind Bomben, Raketen, Granaten, Geschosse usw. Das war sehr interessant, da uns dann auch erklärt wurde warum ständig neue Geschosse entwickelt werden. Das ganze kann man mit Hardware und Software vergleichen. Gibt es bessere Hardware, wird bessere Software entwickelt, dann braucht man wieder bessere Hardware usw. So ist das mit Geschossen und Panzerung. Erst gibt es Geschosse, irgendwann gibt es Panzerung die dagegen gut schützt, dann muss man wieder ein Geschoss entwickeln, was diese Panzerung durchdringt usw. Außerdem wurden uns noch Videos gezeigt, die von Gruppierungen bei Anschlägen aufgenommen wurden. Z.b. eine Explosion bei einem Checkpoint oder auch ein Anschlag auf ein Fahrzeug und als genug Helfer an der Stelle sind, wird eine 2. Explosion gezündet. Durch den ganzen Staub und die Explosion selber konnte man zum Glück nicht alle Details sehen, aber die Vorstellung, dass da jetzt 12 Soldaten gestorben sind, war schon komisch. Nunja, Mittags hatten wir das ganze dann noch etwas praktischer. D.h. wir hatten 2 Stationen, an der ersten mussten wir Kampfmittelmeldungen üben. 10 Meter vor uns lagen also verschiedene Kampfmittelattrappen diese mussten wir zeichnen, erklären und allg. eine Lageskizze anfertigen. Danach wurde uns noch etwas über Minen erklärt und wie kacke es ist, falls man mal in ein Minenfeld geht, ohne es zu merken. Denn sobald man es merkt, darf man anfangen eine lange Minennadel zu nehmen und Kästchen ausstechen um herauszufinden wo lang man wieder rausgehen kann.

Noch so eine kleine Sache am Rande, woran man merkt wie dumm manche Sachen sind. Es gibt ein Abkommen, dass in Ottawa unterzeichnet wurde, dass keine Antipersonenminen mehr eingesetzt werden dürfen. Die meisten Staaten haben es unterschrieben, Ausnahmen bilden die USA, Russland und viele asiatische Länder. Der Witz hierbei ist allerdings, dass man eine Antipersonenmine einfach nur Antitankmine nennen muss und schon ist das wieder erlaubt. Denn in diesem Abkommen geht es im Grunde nur um die Bezeichnung. Genau so darf es keine "versteckte Ladung" geben, das wäre hinterhältig. Aber sobald man es "Sicherheitsschutzladung" oder so ähnlich nennt, ist es wieder ok.


Nun gut, dass war es soweit von mir.

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